Das Mädchen an Bord

Venus von BotticelliDas Mädchen an Bord ist müde. Vom Champagner, vom gleichmäßigen Schaukeln der Wellen, vom Genuss. Ach, denkt das Mädchen, und eine Sorgenfalte furcht seine Stirn, wäre ich doch wie jene dort drüben am Strand, die Kinder der Armut, ausgestattet mit dem nackten Leben, um das ich kämpfen müsste, täglich! Dann hätte alles einen Sinn, wenigstens! Die Kinder schleppen verbeulte Kanister und Gummireifen vom Müllberg und schauen für einen Moment zur Yacht, als spürten sie die Not des reichen Mädchens. In einem ersten Impuls will das Mädchen den Zerlumpten winken, doch dann besinnt es sich. Sei auf der Hut vor den Armen, hatte der Vater gesagt, halte Abstand, denn sie hassen dich. Und sie würden nicht zögern, dich zu vernichten. So, wie du sie vernichtest.

(Bild: Die Geburt der Venus, (c) Sandro Botticelli)