Fuchs
Sie war auf´s Fahrrad gestiegen in der Nacht und breite Straßen entlang gefahren, hatte weite Kurven genommen, in Alleen mit Ausblick in den Himmel und Luft zum Atmen. Alleen, die hinaus führten aus der Enge der Mietblocks, der Gedanken, der Begehrlichkeiten. Hin zu Luft und Leichtigkeit. Fahrradfahren war ihr da fast wie Fliegen.
Es war totenstill und menschenleer auf der Straße, zwischen zwei und drei Uhr nachts. Beim Fahren sah sie plötzlich den Fuchs, nicht mehr als zwei Meter entfernt. Sie sah den Fuchs, der Fuchs sah sie. Ein hübsches Tier, mit spitzer Schnauze, braunen Knopfaugen und buschigem rotbraunen Schwanz. Der Fuchs fixierte die Frau auf dem Fahrrad, dann drehte er ab, verschwand lautlos im Dunkel.
©Jana Sittnick 2010