Schauspieler Porträt

Daniel ZimmermannDaniel Zimmermann vom Prime Time Theater

Er kommt auf die Bühne, trägt Strickjacke, Öko-Latschen und Cordhosen. Er steht leicht nach vorn gebeugt wie eine Birke im Wind, und sagt drei Sätze in schwäbelndem Singsang. Das Publikum johlt, Schwabenwitze in Berlin gehen immer.

Zimmermanns Performance geht jedoch über reine Bloßstellung hinaus: Der Schauspieler gibt den Schwaben Uwe Gammerdinger in der Theatersitcom GUTES WEDDING SCHLECHTES WEDDING (GWSW) mit Inbrunst und Einfühlung. Timing, Dialekt, esoterisches Geschwafel, alles sitzt. Sein „Üwele“, Männerstillgruppenleiter und Sexualkundelehrer an der Highschool Wedding, zeigt unter der satirischen Schärfe einen Charakter mit Hochs und Tiefs und ungewissem Befinden. Zu sehen ist eine groteske Figur mit vertraut menschlichen  Zügen.

Was vor allem auf der Comedy-Bühne federleicht aussieht, ist Arbeit, Auseinandersetzung, Aneignung. Es dauert, zuweilen einige Sitcom-Folgen, bis eine Rolle zum Leben erweckt ist, bis der Schauspieler in seinem Bühnencharakter tatsächlich ankommt.  „Umso besser ist das Gefühl, wenn man die Figur verstanden hat.“

1985 in Rom geboren, lebte Zimmermann in einem italienischen Dorf, bevor seine Familie nach Berlin-Kreuzberg zog. Ein Schulfreund gab ihm den Tipp mit der Schauspielschule. 2006 sprach Zimmermann bei „Art of Acting“ vor, mit Erfolg. „Vorher hatte ich nichts mit Schauspiel am Hut“, sagt der 29jährige schmunzelnd, „der Schritt dahin war wohl eine Mischung aus Leidenschaft, Anstoß von außen und Langeweile“.

Ab 2010 spielte Daniel Zimmermann am Off-Theater „Fensterzurstadt“ in Hannover. Seit 2012 ist er festes Ensemblemitglied am Prime Time Theater in Berlin, und in vielen verschiedenen Rollen in GUTES WEDDING SCHLECHTES WEDDING zu sehen. Daneben tritt er in Kurzfilmen und Hörspielen auf.

Zu seinen festen GWSW-Charakteren zählen neben Uwe Gammerdinger der Polizist Herrmann Schneider, der lispelnde Tätowierer Ingo, Superhirn Pole Pawel und Ahmed, Besitzer der Dönerbude „Chez Ölgür“. „Ich mag Ahmed sehr gern“, gibt Zimmermann zu, „Ahmed sagt auf der Bühne manchmal Sachen, die mich als Schauspieler selbst in dem Moment überraschen. Außerdem erinnert er mich an meinen Opa, so von der Gestik her.“ Vertrautes auch hier.

Foto: Marco Fechner

© Jana Sittnick   /   erschienen im Weddingweiser – Blog

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