Die Schönen und Reichen

Helmut Newton porträtierte Künstler, Banker und Jet Set – Girls. Nun sind die Fotos seiner „Dauerleihgabe“ in Berlin zu sehen.

von Jana Sittnick

Die kleine, direkte Geste bestimmt das Bild: Er legt, zärtlich – dominant, seine Hand an ihren Hals, sie biegt den Körper nach hinten, die Augen geschlossen. Es könnte sein, dass er sie streichelt. Es könnte sein, dass er sie würgt. „David Lynch and Isabella Rossellini, Los Angeles, 1988“ ist eines der stärksten Porträtfotos von Helmut Newton. Es zeigt ein Künstler-Liebespaar, dessen intimer Moment für den Betrachter greifbar ist, außerhalb von Stil und Zeit. Es ist exzentrisch, berührend. Gemeinsam mit knapp 200 weiteren fotografischen Arbeiten ist es nun erstmalig in Berlin zu sehen.

Die „Permanent Loan Selection“ zeigt eine Reihe von Originalfotografien, die Helmut Newton 2003 seiner Heimatstadt Berlin übergab. Seitdem werden sie von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Dauerleihgabe verwaltet. Zum zehnjährigen Jubiläum zeigt die Helmut Newton Stiftung nun erstmals diese starken, anmutigen und manchmal auch monströsen Bilder der Reichen, Schönen und Berühmten. Eröffnet wurde die Berliner Vorbesichtigung von June Newton, der Witwe und Werkverwalterin Newtons.

Unterteilt in die Kategorien Mode, Akt und Porträt sind die typischen Inszenierungen zu sehen: Genormte weibliche Schönheit und Sexualität mit aggressiven Untertönen, Status, Glamour und Chic der 70er und 80er, als Newton in der Star- und Werbefotografie groß heraus kam. Weltberühmt sind seine riesigen Model-Akte, die „Big Nudes“, die in ihrer kalten Schönheit an Aliens erinnern. Auch hier sieht man „Nudes“: „Dchingis Khans Daughter“, eine stampfbeinig-kämpferische Asiatin, ist das genaue Gegenteil zum elfenhaften weißen Model. Jederzeit könnte sie aus dem Bild stürmen.

Newtons opulente Modetableaus für das Vogue-Magazin (in den frühen 70ern fotografierte er viel Valentino) wirken heute wie zu Eis erstarrt. Interessanter ist da das Porträt des Modeschöpfers Valentino „himself“: Hier gelingt es, etwas über die Person mitzuteilen. Die schwarz-weiß Porträts berühmter Schauspieler, Politiker, Business- und Society-Leute bilden ohne Zweifel das Kernstück der Fotosammlung. Man sieht Stars wie Catherine Deneuve, Charlotte Rampling, Francis Ford Coppola, David Bowie, Donald Sutherland oder Sigourney Weaver; auch den Schuhdesiger Manolo Blahnik in High Heels, und New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Guiliani im politischen Hinterzimmer. Newton ordnet wie immer den Bildaufbau so an, dass das Überlebensgroße dabei herauskommt. Die Posen der Abgebildeten allerdings sind selbst gewählt, das sagt etwas über ihren Narzissmus.

logo_dummy         ©Jana Sittnick 2014 / Red Carpet Reports

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