Lankwitz Echsenmann

In der S-Bahn nach Lankwitz sitzt mir ein kleiner Mann gegenüber. Es ist Freitagnachmittag, die Bahn ist voll mit Leuten auf dem Weg ins Wochenende. Der kleine Mann (müdes Gesicht, verstaubte Klamotten, im Rucksack eine Bierflasche) ruckelt unaufhörlich mit dem Kopf, guckt meinen Sitznachbarn an, dann mich, dann aus dem Fenster, dann wieder ins Wageninnere. Er ruckelt und glotzt die ganze Zeit, wie eine Eidechse, sein Blick huscht von Ort zu Ort. Der Mann neben mir, ein breitschultriger Handwerker, grunzt nur verächtlich, als er die Blicke bemerkt. Vielleicht ist ihm der Echsenmann nicht Gegner genug. Als ich Blickkontakt aufnehme, flattern die Augenlider des Mannes wie kleine Flügel. In Lankwitz steigen wir alle aus, der kleine Mann, mein Sitznachbar und ich, und sofort verlieren sich unsere Spuren.