Friedrichshain II: Chefsache

Ein Hauseingang, DDR-Plattenbau, Typ WBS 70. Zu hören ist ein unangenehmes Geräusch, ein Schreien-Krächzen, wie es Teenager hinkriegen, wenn sie so tun, als wären sie drauf, nachts um Drei. An diesem späten Vormittag kommt ein Mann hinter der Parkplatzhecke hervor, Anfang 50, eher nüchtern. Er zurrt den Besen, mit dem er die buckligen Betonplatten des Zufahrtsweges kehrt, an sich, schwingt ihn durch die Luft, hält ihn wie eine Waffe vor der Brust und zielt damit in Richtung Hauseingang. Im Hauseingang auf der Treppe sitzen zwei dicke Frauen und rauchen. Die Frauen lachen, der Mann guckt böse. Angelockt von seinem Schrei tritt eine Dritte aus dem Haus, bleibt hinter den anderen stehen und hebt die Faust mit dem Schlüsselbund. „Ja, ick bin der neue Chef hier“, sagt sie zum Mann, „ooch wenn da dit nich passt. Pass bloß uff, sonst jibtet wat uff´n Rüssel!“