Ich warte auf mein tom ka gai und lausche den beiden Frauen am Nebentisch, Mitte 20, lange Haare, breite Hüften in Röhrenjeans. Ihr Englisch ist dunkel und schwer, mit slawischem Akzent. Über Jobs reden sie, über Marketing und über Liebe. Einige Tinder Dates habe sie schon gehabt, sagt die Eine stolz, ein Date hätte sie sogar in seine Wohnung eingeladen, zum Tee. Das habe ihr gefallen. And then, he tried to kiss me! Bei kiss geht ihre Stimme hoch. Die Andere macht oh und ah. Als meine Suppe kommt, höre ich nur noch Wortfetzen: … that´s what he said… I dislike that a lot. Es kam wohl nicht zur Liebe, das Date wollte kein zweites Mal. Als die beiden Frauen das Lokal verlassen, sehe ich ihre bunten Halstücher, und denke an bulgarische Stewardessen.
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Finja und der Exorzist
Wie heißt du? fragt mich ein etwa fünfjähriges Mädchen im Asia-Restaurant. Das Mädchen hat lockiges Engelshaar, eine hohe Stimme und heißt Finja. Bettina und ich bestellen Curry und Saigon-Bier. Ich sage, ich heiße Peter, sie sagt Quatsch, ist doch ein Jungsname, sie fragt, wie alt ich bin, ich sage 12, sie sagt stimmt nicht, da kannst du ja noch kein Baby kriegen, als Schulkind. Dann fängt Finja das Warum-Spiel an. Warum ich hier esse, warum ich aus der Flasche trinke, warum ich Jana heiße: Ich sage Warum, warum ist die Banane krumm? – und habe eine Weile Ruhe, Finja scheint nachzudenken. Dann zeigt sie uns die großen Fische im Restaurant-Aquarium. Der eine ist böse. Der versteckt sich, und wenn die anderen kommen, beißt er sie. Ach so. Finjas Mutter fragt besorgt, ob wir uns gestört fühlten, wir sagen nein. Später hören wir, wie Streit entbrennt, Finja will nicht essen: Plötzlich, mit nach unten gestellter, tiefer Stimme, die unmöglich von dem zarten Lockenkopf kommen kann: Du bist böse! Du bist blöd! Ich hasse dich!, schreit Finja ihre Mutter an. Der ganze Laden verstummt. Ich komme mir vor wie im Film Der Exorzist.
Spaß am Mittag
Der kleine Asia – Mann sitzt auf meiner Schulter und kichert in seinen weißen Zickenbart. Er lacht über mich und mein Drama, meine Gedankenspiele, die so trickreich sind und zu nichts führen, diese unsinnigen, lähmenden Gedanken. Er kichert über mein narzisstisches Elend, meine bange Frage, was nun Sinn und Richtung meines Lebens sei. Nicht zum Aushalten, wenn ich es aufschreibe, kommt mir selbst das Lachen.

