Ich fahre mit dem Rad über knirschenden Waldboden zur „Kinderplansche Plänterwald“, einem ruhigen, aus der Zeit gefallenen Spielplatz mit eigenwilligem DDR-Charme: Wuchtige Seehundpaare (Tierplastiken im Realismus-Stil) stehen im Kreis um ein steinernes, zur Mitte abgesenktes Rondell, aus ihren Mäulern sprudelt Wasser im 10-Minuten-Takt. Von oben knallt die Sonne, Kinder laufen barfuß über die nassen Steinplatten, duschen und kreischen unter den Seehund-Fontänen. Plötzlich tauchen meine Kindheitserinnerungen auf: Wir laufen auf schmalen Gehwegplatten, die über Waldboden an Blumenrabatten vorbei zum Bungalow führen. Wir sehen Insekten am Boden, die sich paaren und merkwürdig ineinander verschoben sind. Wir rauchen zum ersten Mal Lunge und geben nicht zu, dass es weh tut. Wir trinken Kräutertee aus Plastiktassen und essen Wurstbrote. Wir riechen sommertrockene Kiefern, das Seewasser in unserem Haar und fühlen den Sand unter den Füßen. Wir bewegen uns in der Unendlichkeit sonnendurchfluteter Nachmittage, an denen die Zeit still steht.
