Pony, Antilope, Kamel, Manati, Nashorn, Geier: Am späten Nachmittag scheint die Sonne, und die Tiere sind draußen. Sie laufen, stehen, grasen oder dösen in der Sonne. An den lang gestreckten Außengehegen lässt es sich prima vorbeispazieren und Tiere gucken: Vögel kreischen, Mährenwölfe streifen lautlos durchs Gras, Waldhunde quieken und Elefanten trompeten. Beim Versuch „Selfie mit Esel“ wird Jacke und Haupthaar zum Knabberspaß. Das Alfred-Brehm-Haus verströmt den strengen Duft von Großkatze, im Dickhäuterhaus ist es warm und schwül. Manatis, die schweren, großen Seekühe, „stehen“ unter Wasser, auf der Oberfläche schwimmen Salatköpfe. Dazu Springmäuse, Silberäffchen, Lemuren, Tiger, Pferde, Pfauen. Manche glotzen Menschen an. Im Bistro gibt es Eisbecher Pfirsich Melba, Kakao und Kaffee. Und draußen? Nur Kännchen. 
Kategorie-Archiv: BERLIN – BLOG
Brunnenmarkt Wedding
Street Food Markt im Wedding: Die Sonne scheint gegen den Spätwinter an, wir recken die Nasen mit den Sonnenbrillen in den Himmel und merken, wie dünn angezogen wir sind. B. guckt ständig auf sein Display, in der Hoffnung, K. würde schreiben. Der Markt ist bio und regional und nicht zu hip, die Leute sind schon auch und vor allem zum Essen hier.
Das mit dem Essen geht nur schleppend voran. Street food is slow food is inner peace. So trinken wir Wasser auf knurrende Mägen und üben uns in Geduld. Am Burger-Stand ist wie so oft die längste Schlange, vegan ist schon aus, die Betreiberinnen machen Sonntag um 14 Uhr ihren Kassenschnitt. Der ist gut, aber weniger Stress wäre ihnen lieber gewesen, sagt Lena, schließlich kämen sie direkt aus der Markthalle Neun in X-Berg. Wir kosten Bio-Gin aus Plastikbechern, kaufen Suppengrün aus Bernau und gehen zum nächsten Türken-Imbiss, weil wir es vor Hunger nicht mehr aushalten. Lahmacun, die türkische Pizza, schmeckt sehr gut, und street food ist es auch irgendwie. Auf dem Trödelmarkt im Mauerpark kauft B. rote Sneakers, ich gucke Menschen und trinke Kaffee. Die Kette aus Katzengold gefällt mir, und die Sonne scheint.
Kaffee am Ku´damm
P. ist Maler und Gourmet: Während er die Wände im Naturton Cotto anstreicht, gesteht er, „nur noch an zwei Orten in Berlin“ Kaffee zu trinken, woanders schmecke es ihm einfach nicht. Das ist am Ku´damm (der Betreiber ist ein Freund), und im Sprengelkiez (der Betreiber mahlt jede Portion Kaffee mit der Hand). Man müsse schon auf sich achten, meint P. Oh Mann, denke ich. Mir fällt ein Spruch ein, an einer Hauswand in Friedrichshain: „Das Leben ist zu kurz für schlechten Kaffee!“ Ob P.s Kaffee-Mafia dahinter steckt?
Summer in the city II
Summer Katelynn Kubatzki – wohnhaft in Spandau, geboren im Virchow Klinikum Wedding. Könnte das nicht der Beginn einer Geschichte über exotische Namen sein?
Summer in the City I
FKK – Wiese am Plötzensee: Eine Frau bietet zwei fremden Männern Kuchen an. Der Kuchen ist Vollkorn, die Frau ist nackt. Die Frau redet laut. Wir hören, dass sie ihr Essen nur noch selber kocht. Die Männer sehen aus wie Lehrer oder Therapeuten, weich und freundlich, einer hat seine Gitarre dabei. Darunter ist ein kleiner Zipfel zu sehen. Haben sie erotisches Interesse oder sind sie nur höflich, denke ich, und bietet die Frau nur den Kuchen an, oder auch ihren Körper? Die Frau redet viel, gibt Meinungen von sich, die Männer hören zu. Sind sie erregt? Einer der Männer hat eine Nussallergie, also lieber kein Kuchen für ihn. Meine Begleitung will ins Wasser, widerstrebend gehe ich mit. Es fällt mir schwer, mich loszureißen. Auf dem Weg zur Badestelle kommen wir an einem Mann mit Kofferradio vorbei, aus dem laut Gangsta-Rap dröhnt. Der Mann schält eine Mango.
Gespräch unter Frauen II
Neulich im Sportclub:
Frau 1) Ach der Große, der Türsteher, das war Ben. Der kam aus Zeuthen. Ja, der hatte rasierte Augenbrauen, aber das war ein echt Lieber! Frau 2) Nein, den meine ich gar nicht, sondern den Kontroletti, mit dem du mal zusammen warst, der mich angezeigt hat! Frau 1) Ach deeeen! Oh Mann, den hatte ich schon fast vergessen! Maik hieß der. Frau 2) Naja, wo die Liebe hinfällt. Frau 1) Das war keine Liebe, das war körperlich! — Frau 2) Ich hatte auch mal solche Nachbarn, in Spandau, die haben meine Schwägerin bei der Hausverwaltung angezeigt, weil der Kleine mit seinem Spielzeugtraktor im Flur rumgefahren ist – wegen Lärmbelästigung, stell dir mal vor!!! Sitzen zuhause und haben nichts Besseres zu tun!
Gespräch unter Frauen I
Neulich bei Conny:
Peter, fragt Conny entsetzt, worüber willst du denn mit DEM reden – nach dem Sex? Da ist sie wieder, die Lästerbitch-Beste-Freundin, lange nicht gesehen, doch gleich wiedererkannt. Ja, sagt sie gedehnt, kannste am Anfang ´ne Menge Spaß mit haben, aber sonst? Denk nur mal an Marco, jedes Jahr nach Goa, Party machen, um dann mit ein paar Dellen mehr im Gesicht zurück zu kommen. Oder Michael, den Künstler, der vom Amt lebt und Clubwände bemalt, wenn er Geld braucht! Einmal die Woche malt er auch Tiere in Öl, wenn er nicht zu besoffen ist. –
Jetzt bringst du aber was durcheinander, protestiere ich müde, Michael leidet an der Welt, die sein Talent nicht würdigt. Marco ist eher so ein Stadt-Cowboy: Geld verdienen, Spaß mit Kumpels, Party. Denkt auch mal über Bio-Anbau nach und spendet für UNICEF. –
Ja, kichert Conny, jedes Jahr fährt der nach Indien, seit acht Jahren, JEDES JAHR! – Sieben, seit sieben Jahren, sage ich. Sie lässt nicht locker. – Überleg mal, dabei ist Indien doch so groß, heißt ja nicht umsonst SUBKONTINENT: Yoga, Gurus, die Tiger, der Tee! Mensch, da kann man doch SOOO viel sehen, und mit der Bahn über Land fahren, oder hoch gehen in die Berge, Mann, keine Ahnung! Aber nein, der Herr fährt immer nach Goa, jedes Jahr, zu den Party-Affen. –
In den Bergen kannst du nicht einfach so wandern, sage ich, das ist nicht wie im Harz, da sind wirklich Tiger, in bestimmten Gebieten. Du kannst auch vom Weg abkommen und verdursten. Und Yoga? Naja, deshalb muss man nicht mehr nach Indien fahren, oder? Yoga gibt´s auch in Berlin genug! – Ja stimmt, lacht Conny, Yoga in Berlin, das hält ja auch kein Schwein aus.
Moabit: Tôni
Das Tôni´s in der Turmstraße ist ein kleiner feiner Asia-Imbiss – kein Glutamat, kein Alkohol, viel Liebe. Das Betreiberpaar, zwei Vietnamnesen um die 30, scherzen mit den Gästen, er kocht, sie bedient, wie nebenbei. Wir essen Chicken Delight mit Reis, es ist gut und viel, unsere Bäuche schwimmen in Kokosmilch. Zur Toilette geht es mit Schlüssel über den Hausflur. Das Klo ist peinlich sauber, drinnen ein Schild, kein Papier reinwerfen, wegen Verstopfung. Auf dem Rückweg ist die Tür zum Imbiss verschlossen, ich klopfe und der etwa 8jährige Junge, der mit seinem Laptop die ganze Zeit im hinteren Raum saß, öffnet. Er schaut mich fragend an, ich lasse den Schlüssel vor seiner Nase baumeln als Erkennungszeichen und sage Toilette. Ob ich auch wieder abgeschlossen hätte, fragt er streng. Ich mache das Victory-Zeichen und sage, sogar zweimal. Dann frage ich ihn, wie er heißt, und er sagt Tôni. Oh, rufe ich begeistert, mit einem Dach auf dem o, so wie das Restaurant? Dann haben deine Eltern es nach dir benannt? Er guckt mich an und nickt. Ich sage, ich heiße Jana. Tôni verzieht keine Miene.
Koks in Halensee
Zeitungsmeldung: Mit reichlich Kokain hat eine polizeibekannte Drogenkonsumentin eine Party in ihrer Bar in Halensee gefeiert. Beamte einer Einsatzhundertschaft nahmen die 76jährige Wiederholungstäterin in der Nacht zum Dienstag fest, wie die Polizei mitteilte. Die Seniorin feierte ihren 76. Geburtstag.
niemandsland neurotitan
Haus Schwarzenberg am Hackeschen Markt: Ein magischer Mitte-Ort, an dem die Subkultur den Erschütterungen des Kapitals zwischen Flagshipstore und Feinkostladen trotzen konnte. Im historischen Hinterhof sind alle Türen und Wände vollgesprüht, -gemalt, -geklebt, davor machen italienische Teenager ihre Selfies. Im ersten Stock zeigt die Galerie neurotitan „Comics, Bilder & Geschichten“, unter anderem von Danielle de Picciotto, Moki, Atak, Fehmi Baumbach und Jim Avignon. 20 Jahre Berlin Comic gibt es hier anzuschauen, und das ist schön wie ein Ausflug ins Spielzimmer der Phantasie. Der Touristenkitsch draußen vor der Tür ist vergessen.
Weblink neurotitan Bild © Moki: The Happy Kind / neurotitan

