Schlagwort-Archiv: Kuchen

Mittagshitze

träumen in der Mittagshitze

Ich stehe im dunklen Korridor der Altbauwohnung, Mittagshitze hält die Zeit an, auf einem Sonnenstrahl flirren Staubkörnchen. Mit offenen Augen träume ich von den Hunden meines Onkels, wie wir durch das Feld hinter der Pferdekoppel jagen. Die Hunde heißen Fips und Dolly, sie springen an mir hoch und lecken meine Hand, ich belle mit ihnen um die Wette. Dann reißt mich Oma Gisela aus meinem Traum. Jana, komm mal,  ruft sie, und gibt mir ein Stück Streuselkuchen. Sag´s aber nicht deiner Mutter.

Kuchen und Klapphandy

klapphandy

Im Bistro am Hauptbahnhof ist es knackend voll. Menschen mit Rollkoffern vertreiben sich ihre Wartezeit mit Kaffee und Kuchen. A. und ich haben Glück: Nach kurzem Suchen finden wir zwei Plätze in der Ecke vor dem Klo. Der Sitz ist winzig und der Abstand zum Nebentisch so schmal, dass wir jedes Wort hören: Ein Mann und eine Frau, um die Dreißig, unterhalten sich über Off-Theater und über eine Veranstaltung am Abend, zu der der Mann nicht mitkommen will, weil er nicht eingeladen wurde. Er spricht sehr ernst über die Dinge in seinem Leben und die Unmöglichkeit, damit Geld zu verdienen, sein Deutsch hat einen nordischen Akzent (dänisch, schwedisch?). Die Frau (deren dunkel-samtige Stimme in Kontrast zu ihrer zierlichen Statur steht) versucht ihn vom Mitkommen zu überzeugen, doch er bleibt stur. Nach einem tieftonigen hmm verstummt sie. Die beiden gehen sehr vorsichtig miteinander um, so, als wären sie aus dünnwandigem Porzellan und wüssten um ihre Zerbrechlichkeit. Dann klingelt ein Telefon. Die Frau entschuldigt sich, kramt in der Tasche und zieht schließlich ein Klapphandy in Metallic-Rot hervor. So ein old school Handy – wie es in den 2000er Jahren fast überall en vogue war, um kurz darauf vollends von der Bildfläche zu verschwinden. Ich freue mich über das Oldie-Design und seine Unschuld (nur telefonieren!), und denke laut darüber nach, mir auch eins anzuschaffen. Um durch Technik-Verzicht meine Privatsphäre zu retten. Meine Begleitung verdreht nur die Augen und sagt: „Ja ja Unschuld, vielleicht wirst du einfach nur alt.“

Summer in the City I

gomera

FKK – Wiese am Plötzensee: Eine Frau bietet zwei fremden Männern Kuchen an. Der Kuchen ist Vollkorn, die Frau ist nackt. Die Frau redet laut. Wir hören, dass sie ihr Essen nur noch selber kocht. Die Männer sehen aus wie Lehrer oder Therapeuten, weich und freundlich, einer hat seine Gitarre dabei. Darunter ist ein kleiner Zipfel zu sehen. Haben sie erotisches Interesse oder sind sie nur höflich, denke ich, und bietet die Frau nur den Kuchen an, oder auch ihren Körper? Die Frau redet viel, gibt Meinungen von sich, die Männer hören zu. Sind sie erregt? Einer der Männer hat eine Nussallergie, also lieber kein Kuchen für ihn. Meine Begleitung will ins Wasser, widerstrebend gehe ich mit. Es fällt mir schwer, mich loszureißen. Auf dem Weg zur Badestelle kommen wir an einem Mann mit Kofferradio vorbei, aus dem laut Gangsta-Rap dröhnt. Der Mann schält eine Mango.