Schlagwort-Archiv: Frau

Rahnsdorf: Kindertraum

herz will tanzen

Nachts, wenn der Lärm abnimmt, verstärken sich die Geräusche der Straßenbahn unter meinem Fenster: Wie eine Metallhydra schält sie sich aus der dunklen Stille, donnert über ihr Gleisbett und weckt mich auf. Regen trommelt mich zurück in den Schlaf, und wieder träume ich von der blonden Frau, die rauchend an der Haltestelle steht. Ich komme in einer blassgelben, altertümlichen Bahn angefahren, mit quietschenden Türen, die sich über einen Handhebel nur mit Mühe öffnen lassen. Der Hebel klemmt, und ich habe Angst, nicht rechtzeitig aus der Bahn steigen zu können. Doch es gelingt mir. Ich will die blonde Frau ansprechen (ich sehne mich nach dem Duft ihres Haares), doch jedes Mal ist sie verschwunden. Ich fürchte mich vor der Dunkelheit, die vom blassgelben Schein alter Laternen nur schwach unterbrochen wird, genauso wie ich mich in der Warteschlange beim Fleischer fürchte: Wenn ich anstehe, verstärkt sich das Ziehen im Bauch, je näher ich nach vorn rücke. Einmal gehe ich, kurz bevor ich dran bin, aus der Schlange. Ich halte es nicht mehr aus, mein Puls klopft laut. Gleich wäre ich dran und müsste laut meine Bestellung sagen, und alle Umstehenden würden mich hören (…) Ich wache auf, mit Schweiß auf der Stirn.

Gesundbrunnen

Eine Frau mit Hund steigt in die Bahn. Der Hund ist groß und schwarz, auf seinem Halsband steht „no control“. Als die Frau sitzt, lässt der Hund vorsichtig einen Gegenstand aus der Schnauze fallen: einen Babynuckel. Freude macht sich breit, Fahrgäste kichern. Guck mal, der Hund hat einen Schnuller!, schreit ein etwa sechsjähriger Junge zu seinem Vater. Das Tier wedelt mit dem Schwanz, will spielen. Der kleine Junge steht auf, um besser zu sehen, wie der Hund den Schnuller wegstupst, und fällt fast um vor Begeisterung. 

Wedding – Frau mit Hund

U-Bahnhof Wedding. Beim Aussteigen eine Wand von blauen Anoraks. BVG und Polizei kesseln Passanten ein, niemand soll entkommen. Wir zeigen artig unsere Fahrausweise. Da, rote Jacke, ruft eine BVG-Frau, es kommt zum Tumult, die blauen Anoraks visieren ihr Ziel. Eine junge Frau ohne Fahrschein, Mitte 20, kurze Haare, kräftige Statur, hat ihren Hund im Arm, krümmt sich über den Körper des Tieres. Sie will es nicht hergeben, von vier Seiten zerrt man an ihr. Die Frau sagt nichts, ihr Blick ist starr, ihr Kampf ist aussichtlos. Nach einigen Sekunden trennt man den Hund von der Frau, bringt ihn abseits. Das Tier fiept leise, die Frau schaut stumm auf einen fernen Punkt.