Schlagwort-Archiv: Hund

Reichstag Dog & Duckface

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Jennys Hund Milow fürchtet sich: Als wir am Großen Stern in ein Autokorso mit bunten VW Polos geraten, läuft er schnurstracks zwischen unsere Beine, und gibt die Deckung erst auf, nachdem das Grauen vorbeigezogen ist. An der Tür einer öffentlichen Toilette steht dienstbeflissen „geöffnet 10 bis 18.45 Uhr“. Vor dem Reichstag singt ein Mann mit schmelzender Stimme „It´s all over now, Baby Blue“ von Van Morrison. Touristen machen Fotos, wir kaufen Heißgetränke, der Wirt sagt, er habe auch mal einen Hund gehabt, aber als der gestorben sei, da wollte er keinen neuen mehr, so traurig war das. Wir machen wie versprochen unser Duckface – Selfie, setzen uns dann ins Gras und trinken Kaffee. Die Sonne scheint. Als eine Frau mit Gurrlauten auf Milow zukommt, bellt der Hund meiner Kusine ordnungsgemäß zurück. Irgendwann sagt die Fremde „he don`t like me“, wir unterbrechen unser Gespräch über Geld und Liebe und schenken ihr ein kurzes Nicken.

Gesundbrunnen

Eine Frau mit Hund steigt in die Bahn. Der Hund ist groß und schwarz, auf seinem Halsband steht „no control“. Als die Frau sitzt, lässt der Hund vorsichtig einen Gegenstand aus der Schnauze fallen: einen Babynuckel. Freude macht sich breit, Fahrgäste kichern. Guck mal, der Hund hat einen Schnuller!, schreit ein etwa sechsjähriger Junge zu seinem Vater. Das Tier wedelt mit dem Schwanz, will spielen. Der kleine Junge steht auf, um besser zu sehen, wie der Hund den Schnuller wegstupst, und fällt fast um vor Begeisterung. 

Schmetterlingshorst

Köpenick. Es ist einer der letzten schönen Herbsttage, mit Sonnenschein, blauem Himmel und 15 Grad. Im Biergarten Schmetterlingshorst verkaufen sie Bockwurst, Bier, Kaffee und Kuchen aus einer Fensterluke, die Leute stehen geduldig an und warten. Einer geht vorbei mit seinem Hund, einem niedlich-nervösen Jack Russell Terrier. Jemand ruft ihm quer über die Sitzbänke zu, er kaufe seinen Hund, was er denn haben wolle, der dürfe auch in seinem Bett schlafen. Dem Mann mit Hund ist es peinlich, er geht weiter ohne zu antworten, sein Hunde guckt von Mann zu Mann, vielleicht spürt er, dass es um ihn geht. Na lieber nicht, rutscht es mir raus, als ich den Ausflügler im Bierdunst sehe, lieber nicht in einem Bett schlafen, der Hund ist doch nicht blöd. Der Hundebesitzer lächelt mich an.Wels

Wedding – Frau mit Hund

U-Bahnhof Wedding. Beim Aussteigen eine Wand von blauen Anoraks. BVG und Polizei kesseln Passanten ein, niemand soll entkommen. Wir zeigen artig unsere Fahrausweise. Da, rote Jacke, ruft eine BVG-Frau, es kommt zum Tumult, die blauen Anoraks visieren ihr Ziel. Eine junge Frau ohne Fahrschein, Mitte 20, kurze Haare, kräftige Statur, hat ihren Hund im Arm, krümmt sich über den Körper des Tieres. Sie will es nicht hergeben, von vier Seiten zerrt man an ihr. Die Frau sagt nichts, ihr Blick ist starr, ihr Kampf ist aussichtlos. Nach einigen Sekunden trennt man den Hund von der Frau, bringt ihn abseits. Das Tier fiept leise, die Frau schaut stumm auf einen fernen Punkt.